Spielmannszug Lühnde e. V.

 

Entstehung und Gründung des Jugendspielmannszug Lühnde

Eine Biographie vom Ehrenvorsitzenden Wilhelm Ölkers. 

 

Es geschah im Jahre 1967

Die Jugend in Lühnde. Ihr Domizil war der Alex und die Straße. 
So war es nicht zu vermeiden, dass die Anwohner über den entstehenden Lärm nicht erfreut waren.

Paul Bauer, Lehrer in Lühnde, fand Abhilfe. Es gelang ihm, im heutigen Paul-Bauer-Haus, Räumlichkeiten für ein Jugendheim zu erhalten. Beruflich bedingt war es ihm nicht möglich die Betreuung durchzuhalten. Darauf bat er mich, mir den Ablauf der Abende einmal anzusehen, um dann in mir einen Initiator zu finden. Ich bat um Bedenkzeit, weil ich in dem bisher gesehenen Verlauf der Beschäftigung der Mädchen und Jungen noch keinen Sinn fand, eine gewisse Freiheit zu schaffen, ohne große Verbote. Kinder brauchen die Eltern und die Gemeinschaft als Vorbild, sie sollen ihnen geistige und soziale Anregung bringen, sie sollen ihnen Entspannung bringen, sie sollen ihnen Erlebnisse bringen.

Als Schützenbruder deshiesigen Schützenvereins nahm ich auch an den Ausmärchen bei Schützenfesten in den benachbarten Orten teil. Hier sah ich, wie Jugendliche durch die Musik die Menschen in den Festzelten begeisterte. In der Gesprächsrunde wurde der Wunsch geäußert, dass wir uns in Lühnde auch einen Spielmannszug schaffen sollten. Aber, wer soll denn das in die Hand nehmen? Zeit hat ohnehin keiner. Die Idee wurde aber doch weitergesponnen. Für mich war es die Gelegenheit, aus der Not eine Tugend zu machen. Um die Resonanz der anderen Lühnder Vereine zuhören, spielte beim nächsten Lühnder Schützenfest der Spielmannszug aus Algermissen. Während des Konzertes im Festzelt erzählten wir den Zuhörern von unserem Ansinnen. Es wurde begeistert aufgenommen. Es fand sich eine Gruppe Männer, Walter Sohns, Hans Bente, Karl-Heinz Rehberg, Egon Osterwald, Egbert Schulz, Hermann Busche und Adolf Zipperer, eine Mischung aus allen Lühndern Vereinen, die mit der Arbeit begannen.

Zunächst mussten wir erkunden was die Jugend sagt. Auf eine Einladung in die Gaststätte Haberer meldeten sich spontan ca. 60 Mädchen und Jungen. Die personelle Besetzung war gewährleistet. Jetzt ging es um die finanzielle Grundlage. Wir unternahmen eine Haussammlung und schafften das erste Geld. Die Lühnder Vereine gaben ebenfalls eine Unterstützung. Die Gemeinde stellte einen wesentlichen Beitrag zur Verfügung. Die Eltern beteiligten sich ebenfalls finanziell. Nun konnten die ersten Instrumente gekauft werden.

Vorsitzende und Delegierte der Lühnder Vereine, sowie Bürgermeister Hermann Busche kamen zur Gründung des Spielmannszuges zusammen. Der erste Vorstand wurde gewählt.

Der Spielmannszug war geboren. Egbert Schulz konnte beim Spielmannszug Algermissen die Ausbilder Christoph Lüke und Peter Crämer gewinnen. Er übernahm auch den Transportzwischen den Orten. Die erforderlichen Übungsräume erhielten wir , im Einverständnis mit dem Rektor der damaligen Volksschule Lühnde, Herrn RolfSterner, in dem alten Schulgebäude, dem heutigen Paul-Bauer-Haus. Für die späteren Marschübungen standen uns der Schulhof, die Ummelner Pforte, das Gelände des Kalischachtes und die Hallen der Firma Walter Klug zur Verfügung. Um die Ausbildung durch Notenkenntnisse nicht unnötig zu erschweren, arbeiteten wir nach Grifftabellen. Aber soweit waren wir noch lange nicht. Es war sehr schwierig, der Querflöte überhaupt einen Ton zu entlocken. So hörten sich diese Übungen grausam an und vertrieben die Mäuse aus den Räumen. Aber nicht nur an den Übungsabenden wurde geübt, sondern auch zu Hause, in der Freizeit. Eltern und Nachbarn verzweifelten schon, wenn aus den Räumen und aus denGärten die schrillen Töne erschallten , von den Trommeln schon gar nicht zureden.

Mir war auch klargeworden, dass ich selbst mit den Mädchen und Jungen auf die Schulbank musste, um in ihren Reihen aktiv mitzuarbeiten. Nur, wenn ich mit ihnen die gleichen Probleme erlebte, konnte ich ihr Vertrauen gewinnen. Wie sollte ich sonst Vorbild sein?

Wir hatten nun der Jugend eine Aufgabe gestellt, die durch Erfolg und Anerkennung zur Leistung motivierte. Sie erhielten auch im Vorstand, den wir erweiterten mit Gerhard Nawo, Inge Zipperer, Monika Ebeling, Friedhelm Kölling und Burkhard Reitemeier, ihr Stimmrecht. So bauten sie ihr Haus selbst, Stein auf Stein, und sie bauten es so, dass sie sich selbst wohl darin fühlen konnten. In gemeinsamer Arbeit zwischen Vorstand und Aktiven kamen wir aus dem Keller. Es entstand eine Gemeinschaft, die nicht nur zusammenhielt, sondern sich kameradschaftlich für den Anderen einsetzte.

Egbert Schulz übernahm die Instrumentenüberwachung, während Karl-Heinz Rehberg ihn als Schriftführerablöste. Dem jungen Verein wollten wir ein Dach schaffen und uns einer größeren Vereinigung anschließen. Nach Besprechungen mit dem Kreissportbund und anderen Organisationen entschlossen wir uns zur Selbständigkeit. Später traten wir der Spielmannszugvereinigung Niedersachsen bei.

Durch viel Fleiß und Ehrgeiz konnten wir schon im Januar bei Gustav Vier ein Ständchen bringen. Wir beherrschten allerdings nur "Muß i denn...", spielten es dafür aber gleich dreimal. Der erste Auftritt in der Öffentlichkeit war bei der Kindermaskerade des TUS-Lühnde. Wir hatten schon einheitliche weiße Kleidung, die wir uns dank der Eltern anschaffen konnten. Der erste Zeitungsbericht machte auf uns aufmerksam. Die laufenden Mitgliedsbeiträge und die Spendenermöglichten es weitere Instrumente anzuschaffen. Der erste Marsch durch Lühnde erstaunte und begeisterte die Einwohner und brachte viele neue Mitglieder. An diesem Erfolg habe ich selbst nie geglaubt, es geschah einfach so. Kaum zu glauben, mit welchem Eifer nun geübt wurde.

Dank Einsatz des Vorstandes und auf Vermittlung passiver Mitglieder erhielten wir Einladungen zu Ausmärschen in der näheren Umgebung.

Es war schon eine ansehnliche Autokolonne die sonntags die Mädchen und Jungen kostenlos zu den Auftritten fuhren. Ja, so kamen wir von Erfolg zu Erfolg, überall sind wir begeistert gefeiert worden mit unserem ersten Stabführer Lothar Ebeling. Nachdem uns die Ausbilder verließen, haben wir uns selbst "weitergebildet". Gerhard Nawo und Johanna Busche erstellten die Grifftabellen, Lothar Ebeling und Walter Püschel bildeten die Trommler aus und ich die Querflöten. Das Liedgut bestand aus Märschen, Volksliedern und Schlagern. Es konnte gar nicht schnell genug gehen. Wir waren eine gute Truppe, der Sympathie und Anerkennung entgegen gebracht wurde. Auch die vielen Ständchen in Lühnde, nunmehr in den schicken Uniformen, die wir uns wieder dank der Eltern anschaffen konnten, brachten neues Entgegenkommen und neue Mitglieder. Ja, so ist es, ohne Belohnung kann nicht gelernt werden.

Es gab aber auch die ersten Sorgen. Der Nachwuchs. Was sollte nach dieser Truppe werden? Wir entschlossen uns im Vorstand Jugendliche aus den benachbarten Orten zu werben. Es gelang. Das war ein guter Schachzug, wie sich später herausstellte. Ohne die Beteiligung aus den Orten Ummeln, Groß-Lobke, Algermissen und Ingeln, ob aktiv oder passiv, Mitarbeit im Vorstand und am Vereinsgeschehen, hätten wir den Jugendspielmannszug nicht erhalten können. Ihnen, "liebe Nachbarn", ein besonderes Dankeschön.

Der Vorstand hat sich eine verantwortungsvolle Aufgabe gestellt, den Mädchen und Jungen zu zeigen, was Hilfsbereitschaft, Kameradschaft und Leistung ist. Durch diese Eigenschaftenwuchsen die Jugendlichen zu einer festen Einheit, erhielten große Anerkennung und kamen von Erfolg zu Erfolg, bis über unsere Landesgrenzen hinaus. Dank allen Vorstandsmitgliedern, die meine Bemühungen unterstützten und mitgeholfen haben. Dank denen, die nach mir kamen, die Ideen fortsetzten, die musikalische Leistung verbesserten und die Treue hielten.

Jeder, der diesen Bericht gelesen hat, erkenne daraus meine Liebe zum Jugendspielmannszug. Er ist ein Teil meines Lebens, es war eine schöne Zeit.